Zu alt oder überqualifiziert: Manager jenseits der 50 haben es schwer, eine neue Führungsposition zu finden. Katja Gose-Krüger erklärt, warum das Interim-Management für solche Menschen eine Change ist.
Ob Joint Ventures oder Umstrukturierungen, nicht selten bringen unternehmerische Veränderungen auch personellen Wandel mit sich. Hat beispielsweise ein Unternehmen fusioniert, fallen von heute auf morgen wichtige Schlüsselpositionen weg. Und damit gerät manch erfolgreicher Manager aufs Abstellgleis. Oft trifft es erfahrene Führungskräfte im mittleren Alter besonders hart, wenn es heißt: Gehen oder Absteigen.
Wer sich dann großzügig abfinden lässt und mit Mitte 50 erstmals wieder auf Jobsuche begibt, stellt trotz Fach- und Führungskräftemangel fest: Die Bewerbungen bleiben erfolglos, weil Personalverantwortliche ihn entweder für zu alt oder für überqualifiziert halten, um vakante Stellen mit ihm zu besetzen. Das nagt nicht nur am Selbstwertgefühl, sondern auch an der Zuversicht. Wenn der Markt scheinbar nichts bereithält, wird es Zeit für eine Neuorientierung in der Herangehensweise: Warum das Glück bei nur einem Arbeitgeber auf Dauer suchen, wenn sich viele glücklich schätzen und ein vorübergehendes Engagement entsprechend wertschätzen würden?
Mann der Stunde auf Zeit
Interim Management bietet erfahrenen Managern vielseitige, sehr gut honorierte und anspruchsvolle Einsatzmöglichkeiten. Ob für drei Monate, ein halbes Jahr oder mitunter zwei Jahre – Firmen, die im Change- oder Krisenmanagement Unterstützung benötigen oder mehr Zeit brauchen, um eine vakante Führungsposition neu zu besetzen, wollen Expertise und Engagement auf Abruf. Mit anderen Worten: Sofort einsetzbar, mit hoher Verantwortlichkeit vertraut und aufgrund der langjährigen Erfahrung ebenso verlässlich wie versiert.
Genau das bietet ein freigesetzter Manager in seiner Lebensmitte auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Seine Hands-on-Mentalität ist für Unternehmen mit temporärem Bedarf bestens geeignet. Denn er bringt neben seiner Erfahrung auch Unvoreingenommenheit und Fachwissen mit – Ressourcen, auf die Unternehmen oftmals weder intern noch kurzfristig zugreifen können. Der aus der Festanstellung kommende Manager 50+ muss sich nur auf dieses Arbeitsmodell einlassen können. Ob das gelingt, hängt erheblich von seiner persönlichen Motivation ab.
Eines vorweg: Wer sich nach Sicherheit sehnt, ist im Interim-Management fehl am Platze. Das Geschäft lebt von Flexibilität in alle Richtungen. Dafür bietet es jede Menge Raum zur persönlichen Weiterentwicklung. Denn jedes Unternehmen tickt ein bisschen anders: Es gibt immer wieder neue Arbeitsbedingungen, eine andere Unternehmenskultur, unterschiedliche Produkte und Leistungen, wechselnde Sparringspartner. Interim-Manager knüpfen durch ihren Job laufend neue Kontakte und erweitern so ihr Netzwerk.
Der Manager 50+, dem eben noch ein einsames Dasein auf dem Abstellgleis drohte, ist als Interim Manager wieder mitten im Geschehen, sozusagen der Mann der Stunde. Hier kann er sein Können unter Beweis stellen und lernt selbst ständig Neues dazu. Das kann befriedigender und bereichernder sein als die bisherige Tätigkeit in der Festanstellung.
https://www.capital.de/karriere/wie-die-manager-generation-50-sich-neue-aufgaben-erschliesst
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